„Wofür stehe ich eigentlich?“

„Wofür stehe ich eigentlich?“

Die Journalistin Janine Steeger kündigt ihren Job als Moderatorin bei RTL und löst damit ein unerwartet großes Echo aus. Über die Gründe ihrer Kündigung, den Umgang mit Zweifeln und ihre Pläne für die Zukunft spricht sie in diesem Interview.

Janine, du hast vor Kurzem in deinem Blog angekündigt, deinen Moderatoren-Job zu kündigen, um fortan mehr Zeit mit deiner Familie zu verbringen. Außerdem willst du dich in Zukunft mehr auf Themen wie „Umweltschutz“ und „Nachhaltigkeit“ fokussieren. Was dann passiert ist, hast du sicher nicht erwartet, oder?

Janine Steeger: Überhaupt nicht. Die Reaktion meiner Leser war wirklich überwältigend. Bis heute haben über 250 Leute den Post kommentiert und über 1.300 haben ihn auf Facebook gelikt. Mit einer so großen Resonanz habe ich nicht gerechnet. Über den großen Zuspruch in den Kommentaren habe ich mich aber unglaublich gefreut.

Wie erklärst du dir dieses große Echo?

JS: Offenbar habe ich ein Thema angesprochen, mit dem sich viele identifizieren. Ich denke, dass sich immer mehr Menschen fragen, was sie vom Leben erwarten und was ihnen wirklich wichtig ist. Trotzdem kennen wir alle Leute, die ihre Träume niemals ausleben. Viele können es aus finanziellen Gründen nicht. Andere trauen sich aber einfach nicht diesen Schritt zu gehen aus Angst, einen Fehler zu machen. Und auch das kann ich gut nachvollziehen.

Wie viel Mut gehört dazu, einen solchen Job hinzuschmeißen?

Ich würde das in meinem Fall nicht als mutig bezeichnen. Ich habe mich sehr, sehr lange und intensiv mit allen Szenarien auseinandergesetzt, die eintreffen können. Mein Mann und ich haben auch ziemlich genau durchgerechnet, wie wir einen möglichen Einkommensausfall auffangen können. Und wenn es sein muss, sind wir auch bereit auf gewisse Dinge zu verzichten.

Gab es niemals Zweifel?

Angst und Zweifel gehören bei so einer Entscheidung dazu. Auch ich habe Momente, in denen ich mich frage, ob das eine gute Entscheidung war. Im Endeffekt überwiegt aber das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Das spüre ich ganz deutlich.

Wann war dir klar, dass du dich verändern musst?

Das war weniger ein bestimmter Moment als ein langer Prozess. Angefangen hat es mit den klassischen Sinnfragen: Wofür stehe ich? Welche Ideale vertrete ich? Wofür würde ich kämpfen? Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar eine tolle Karriere vorzuweisen, aber Antworten auf diese Fragen konnte ich in meinem Job nicht finden. Die Geburt meines Sohnes hat die Frage nach dem Warum dann noch mal verstärkt und mir klar gemacht, ich muss etwas ändern.

Wie bist du das dann angegangen?

Ich habe zunächst nebenbei in Bereiche reingeschnuppert, die mich interessierten und mit denen ich mich identifizieren konnte. Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit spielten damals schon eine wichtige Rolle für mich. Das waren aber keine großen Änderungen, eher viele kleine Schritte, die eher aus dem Bauch heraus kamen. Mit der Zeit hat sich das jedoch weiterentwickelt. Heute lebe ich diese Werte sehr umfassend.

Also kein großer Cut, eher ein stetes Ausprobieren?

Für mich war das der richtige Weg. Erst dadurch habe ich Menschen kennengelernt, die mich mit ihrem eigenen Werdegang als Quereinsteiger inspiriert haben. Das hat mich sehr bestärkt, meinen eigenen Weg zu suchen und mich auszuprobieren. Vielleicht war das für Außenstehende nicht immer schlüssig. Aber für meine Entwicklung war das enorm wichtig.

Deinen Job als Moderatorin bei RTL würden viele als absoluten Traumjob bezeichnen. Kannst du mit dem Begriff etwas anfangen?

Auch für mich war dieser Job über viele Jahre der absolute Traum und ich habe ihn mit großer Leidenschaft ausgeübt. Aber irgendwann waren die Leidenschaft und der Spaß eben nicht mehr da. Das ist mir klar geworden als ich mit meinem YouTube-Kanal angefangen habe und feststellte, dieses alte Feuer ist wieder da. Ich glaube heute, dass Traumjobs nicht immer ein Leben lang halten müssen. Sie verändern sich so, wie wir uns als Menschen eben immer wieder verändern.

Wie geht es denn jetzt weiter? Hast du schon konkrete Pläne für die kommenden Monate?

Gerade versuche ich mich in Gelassenheit zu üben. Ich weiß, dass ich jetzt nicht viel machen kann, außer den Dingen ihren Lauf zu lassen. Das ist nicht leicht, aber ich kann nichts erzwingen. Ich vertraue darauf, dass mich mein Bauchgefühl nicht getäuscht hat und das, was ich auf den Weg gebracht habe, Früchte tragen wird.

Wir wünschen dir alles Gute auf diesem Weg. Vielen Dank für dieses Gespräch!

Janine Steeger ist Journalistin und arbeitet seit inzwischen 18 Jahren in den Medien.
Sie liebt Ihren Beruf, weil Sie ein ausgeprägtes Interesse am Leben anderer Menschen hat. In den vergangenen Jahren sind die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer wichtiger für Sie geworden. Janine Steeger hat einen Sohn und lebt mit Mann und Sohn in Köln.

Foto: Jörg Strehlau

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